Geschichte 17. bis 19. Jahrhundert


Der Zunft-, Rechnungs-oder Jahrtag

 Seit 1617 sind die Jahrtage der Fischer und Schifferzunft in fast ununterbrochener Folge bis auf den heutigen Tag bekannt. Unterbrochen wurden sie immer nur durch kriegerische Ereignisse, dem 30-Jährigen Krieg (1614-18), den Freiheitskriegen gegen Napoleon (1809/15) und den beiden Weltkriegen (1914/18 und 1939/45) des letzten Jahrhunderts.

 

Zu Beginn des Jahres fanden diese Versammlungen im Zunftlokal statt. Sie waren stets das herausragende Ereignis im Zunftgeschehen. Bei diesen Zusammenkünften wurden finanzielle Angelegenheiten der Gemeinschaft geregelt, Klagen geführt, Recht gesprochen und Strafen verhängt, neue Lehrjungen und Meister angenommen, oder freigesprochen.

 

Die Eberbacher Zunftlokale waren im mehrfachen Wechsel und unterschiedlicher Dauer die Gastwirtschaften "Karpfen", "Kettenboot", "Grüner Baum","Sonne" und "Stern". Am Ende der Versammlung wurde eine Zehrung, ein Festessen veranstaltet.

 

Diese Jahrtagszehrung wurde traditionell bis auf den heutigen Tag erhalten. Am Ende des offiziellen Teils erhält jedes Mitglied ein paar Bratwürste mit Kartoffesalat.

 

Von der Schiffergesellschaft zu Verein 

Das Letzte größere Zunftereignis war der Auszug aus dem bisherigen Zunftlokal in eine 70 Meter entfernte Herberge-mit Marschmusik. Die Akten berichten darüber.

Von dem seitherigen Herbergsvater Karpfenwirth Knecht wurde die seitherige Herberge aufgekündigt, und ist deshalb die Zunft in das Wirtshaus zur "Sonne" übergezogen.

 

Obwohl die Zünfte seit 1842 aufgelöst waren und sich in eine Schiffergesellschaft umbenannt hatten, wurde nach wie vor zum Zunfttag geladen und das Protokoll unterschrieb immer noch der "Zunftvorstand".

 

In der Jahrtagssitzung 1848 wurde mit 77 Stimmen einstimmig beschlossen:

1. Sämtliche hiesige Schiffer vereinigen sich von heute an zu einer Gesellschaft, die "Schiffergesellschaft" heißt.

2. Als Statuten werden die früheren Zunftartikel zugrundegelegt und angenommen. Sie gelten für jedes Gesellschaftsmitglied.

3. Die Zahl der Vorstandsmitglieder wird von 6 auf 4 verringert. Diese erhalten pro Jahr 2 Gulden. Alljährlich scheidet ein durch Los ermiitelttes Mitglied aus und wird durch ein neu gewähltes ersetzt.

 

1852 Die Schiffergesellschaft umfast die Schiffer, Fischer und Schiffbaumeister. Zu ihrem Verband gehört die Stadt Eberbach, die Orte Rockenau und Gerach.

 

1856  Am Jahrtag wurde wurde erstmals über die dringend notwendige Errichtung eines Hafens zum Schutz der Schiffe vor dem Eisgang beraten. Die Versammlung sprach einhellig ihre Billigung aus.

 

Am1. Februar 1859 erhielt Eberberbach eine Telegraphen-verbindung. Auf Antrag bei geeigneter Behörde entstand so auch der erste Hochwasser-Warndienst im Neckartal.

 

Eine Satzung hatte die Gesellschaft nicht. Ihre Verwaltungs-Angelegenheiten besorgten die vier Vorstandsmitglieder und drei Anwärtergenossen. Statt einer üblichen Rechnung wurde nur eine kurze Liste der Ein-und Ausgaben gefertigt. Dies änderte sich 1862 mit dem Erscheinen des Gewerbegesetzes.

 

Auch das Bedürfnis einer Satzung wurde in der Gesellschaft immer fühlbarer. Deshalb wurde im Juni 1863 die Satzung der Genossenschaft der Schiffer entworfen und vom Großh. Handelsministerium am 31. Juli 1863 genehmigt. Von diesem Tage an nannte sich die Gesellschaft "Schiffergenossenschaft".

 

Im Beisein von Oberamtmann Jaegerschmit beschloß die Genossenschaft sich an den Hafenbaukosten zu beteiligen und per Cubik-Ruthe Aushub 1 fl. zahlen zu wollen. Im Dezember 1863 hatte die Genossenschaft infolge dieser Zusage 1176 Gulden an die Großherzogliche Wasser-Straßenbaukasse Mosbach abzuführen.

 

18. Januar 1864 "Der erste Gewerbestand der Stadt Eberbach ist am Ziel seiner Wünsche angelangt". Die Schiffer hatten nun endlich ihren Schutzhafen. Die fast jährliche gefahrenvolle Schiffsschleife gehörte zur Vergangenheit.